Lakota-Schüler*innen wieder in Frankfurt

v.l.n.r.: Jamison, Amelia, Makaia, Gabe, Delante

Seit über 10 Jahren existiert das Schüleraustausch-Programm zwischen der St. Josefs Indianerschule und dem Leoninum-Gymnasium in Handrup.

Schüler beider Schulen können an einem Austauschprogramm teilnehmen, bei dem sie in die Kultur des jeweils anderen Landes eintauchen. Für die Lakota-Schüler*innen der St. Josefs Indianerschule eröffnet ein Besuch in Deutschland neue Horizonte und ermöglicht ihnen, die europäische Kultur, Geschichte und Bildung kennenzulernen. Umgekehrt lernen die Schüler aus Deutschland bei ihrem Besuch in Chamberlain, Süddakota, die Lakota-Traditionen, Geschichte und das heutige Leben kennen.

Wir haben den Zwischenstopp der Reisegruppe in Frankfurt genutzt, um ein Treffen zwischen den Spendern und Lakota-Schüler*innen zu organisieren, bevor die Gruppe ihre Reise nach Handrup fortsetzt. Nicht jeder Spender hat die Möglichkeit, nach Süddakota, Chamberlain, zu reisen, um sich die Schule vor Ort anzuschauen. Deshalb ist das „Meet & Greet“ in Frankfurt eine großartige Gelegenheit, die Lakota-Schüler*innen persönlich treffen und sprechen zu können.

Alle anwesenden Spender tauschen sich angeregt mit den Lakota-Schüler*innen aus.

Insgesamt 5 Lakota-Schüler*innen und deren drei Begleitpersonen erschienen am 19. Mai 2025 zu unserer Veranstaltung. Die Schüler*innen der St. Josefs Indianerschule – alle gehen zur High School – sind aufgrund ihrer guten schulischen Leistungen für den Schüleraustausch in den Genuss dieser aufregenden Reise gekommen. Für die meisten Schüler*innen ist dies die erste Reise ins ferne Ausland, oder sogar die erste Flugreise.

Jeder Einzelne von ihnen hat sich mit einer Power Point Präsentation vorgestellt und Einblicke in die Familie, Hobbies, Zukunftspläne und Tagesabläufe gegeben. Aber es wurden auch kritische Themen angesprochen.

Delante rechts auf dem Bild

Der Schüler Delante, ist 17 Jahre alt und seit 9 Jahren an der St. Josefs Indianerschule. Er geht in die 11. Klasse der High School. Delante kommt aus dem Lower Brule Reservat und gehört zur Lakota-Nation der Kul Wicasa Oyate (Kul-wee-cha-sha O-yat-tay) an.

Die Kul Wicasa Oyate sind eine Gruppe von miteinander verwandten Familien der Lakota-Nation, die Sicangu oder Verbrannte Schenkel“ genannt werden. Brule leitet sich vom französischen Wort brulé (verbrannt) ab, dem Namen, den französische Pelzhändler den Sicangu Ende des 17. Jahrhunderts gaben. Im Lower Brule Reservat leben ca. 938 Menschen.

 

Delante berichtete sehr eindringlich über die Armut in den Reservaten Süddakotas. In einigen Reservatsgemeinden bedeutet die weit verbreitete Armut, dass unschuldige Kinder der amerikanischen Ureinwohner um ihr Überleben kämpfen müssen.

Gabe hier rechts im Bild

Der Schüler Gabe liebt sportliche Aktivitäten. Neben Basketball, Volleyball und Kugelstoßen ist auch er begeisterter Powwow-Teilnehmer. Seine Präsentation gab aufschlussreiche geschichtliche Informationen über den Pfad der Tränen („Trail of tears“). Durch den von US-Präsident Andrew Jackson am 28. Mai 1830 unterzeichneten „Indian Removal Act“ (Indianerumsiedlungsgesetz) konnten die nordamerikanischen Ureinwohner zwangsumgesiedelt werden. Dabei ging es maßgeblich um die „Fünf zivilisierten Nationen“ und betraf die Völker der Creek, Cherokee, Chickasaw, Choctaw und Seminolen. Der Pfad erstreckte sich über 5.045 Meilen (etwa 8.120 km) durch Teile von neun Bundesstaaten. Die Migranten waren auf dem erzwungenen Marsch Hunger, Krankheiten und Erschöpfung ausgesetzt. Etwa 100.000 Ureinwohner wurden aus ihren Häusern vertrieben und etwa 15.000 starben.

Die Choctaw Nation erinnert jährlich an den „Trail of Tears“ indem sie einen Gedenkmarsch auf dem Gelände des Kapitols in Oklahoma durchführt. Gabriel berichtete auch von einem Fahrradteam, bestehend aus Choctaw Männern und Frauen, die ihr Erbe ehren wollen und einen Teil des Pfades mit dem Fahrrad abfahren.

Amelia wurde in Pierre, der Hauptstadt Süddakotas geboren. Sie gehört zum Rosebud-Stamm oder wie man in Lakota sagt Sicangu (sEE-chan-GU). Ihre Hobbies sind sehr vielseitig; sie töpfert gern, liebt es Basketball zu spielen, kocht gern und liebt Flechtfrisuren. Amelia hat in ihrer Präsentation die Schöpfungsgeschichte der Lakota nach dem Buch Otókahekagapi (First Beginnings = Erste Anfänge): Sioux Creation Story erklärt.

Jamison ist 17 alt und geht zur High School und gehört zur Ihanktonwan Nation / Yankton Sioux in Wagner, Süddakota. Sie wohnt erst seit 2 Jahren auf dem Campus der St. Josefs Indianerschule. Sie hört gern Musik, bringt gern andere Menschen zum Lachen, schaut gern Filme und liebt es Roller zu fahren.

Jamison lag es sehr am Herzen die deutschen Spender auf vermisste und ermorderte indigene Frauen / Angehörige  (MMIW=Missing and Murdered Indgenious Woman / MMIR= Missing and Murdered Indigenious Relatives) hinzuweisen. Die rote Hand steht für alle indigenen Schwestern und Verwandten, deren Stimmen nicht gehört wurden, und dafür, dass die Medien und die Strafverfolgungsbehörden in den USA schwiegen, als sie verschwanden.

Nachdem jahrelang niemand auf vermisste Menschen mit dunkler Hautfarbe geachtet hatte, schlossen sich Gruppen zusammen und machten durch Proteste an verschiedenen Orten in den USA auf das Problem aufmerksam. An der St. Josefs Indianerschule haben die Lakota-Kinder roten Sand in die Ritzen des Bürgersteigs gestreut – als Symbol für diejenigen, die durch die Ritzen gefallen sind, und um zu zeigen, dass sie nicht vergessen sind.

Makaia ist 16 Jahre und ist seit 10 Jahren an der St. Josefs Indianerschule. Ursprünglich kommt Sie aus Norddakota und gehört zum Stamm der Turtle Mountain Chippewa. In ihrer Freizeit ist sie als Cheerleaderin sportlich aktiv und arbeitet gelegentlich als Servicekraft in einem Restaurant vor Ort. Makaia gab unseren Spendern einen tiefen Einblick in ihren Tagesablauf. Ihr Tag beginnt morgens um 7:00 Uhr, um dann pünktlich von 8:25 Uhr bis 15:20 Uhr am Unterricht in der High School in Chamberlain teilzunehmen. Zu ihren Lieblingsfächern gehört Literatur. Zwischen 22 und 23:00 Uhr geht sie zu Bett, um fit für den nächsten Tag zu sein.

Nachdem alle Schüler*innen und Begleitpersonen ihre Präsentation beendet hatten, wurden noch ein paar Erinnerungsfotos mit den Spendern gemacht.

Wir danken an dieser Stelle allen Spendern, die an dieser Veranstaltung teilgenommen haben und hoffen, dass Sie die Lakota-Schüler*innen weiterhin unterstützen werden!