Was für ein großartiger Tag – Lakota-Schüler treffen Spender!

Nach der corona-bedingten Pause konnte das Schüleraustausch-Programm endlich wieder realisiert werden. Die Schüler Angelina, Clarysia, Mersayis und Aiden sind in Begleitung der Hauseltern Tia und David die lange Reise nach Deutschland angetreten, um das wichtige Programm wieder aufleben zu lassen.

Nach ihrer Ankunft in Frankfurt und einer kurzen Verschnaufpause vom Jetlag stand direkt am Freitag, den 17. Mai 2024 die Begegnung mit den deutschen Spendern auf dem Programm. Schließlich bot dieses Treffen unseren Spendern die großartige Gelegenheit, ein paar Lakota-Schüler persönlich kennenzulernen.

Für die Schüler war dies ein sehr aufregender Moment und verursachte einiges an Nervosität. Schließlich ist es nicht leicht, sich vor ein unbekanntes Publikum zu stellen und sich selbst zu präsentieren. Aber jeder einzelne von ihnen meisterte diese Herausforderung mit Bravour!

v.l.n.r.: David, Mersayis, Simone (unsere Mitarbeiterin), Angelina, Aiden, Clarysia und Tia

Zunächst aber stellten sich Tia und David Fontenot, die Hauseltern vom Giles-Wohnhaus kurz vor. Beide sind aus den Südstaaten von Louisiana nach Chamberlain, Süddakota gezogen. Tia arbeitet fast ein Jahrzehnt für die St. Joseph’s Indian School, ihr Mann David seit 6 Jahren. Tia hat jahrelang als Lehrerin gearbeitet und wollte etwas tun, das noch mehr bewirkt und Sinn macht. Die Tätigkeit als Hauseltern hat sich als sehr geeignet und lohnend erwiesen. Für David war ausschlaggebend mit amerikanischen Ureinwohnerkindern zu arbeiten und dies zusammen mit seiner Frau Tia tun zu können. Die Herausforderung als Hauseltern ist groß. Hauseltern arbeiten mit einem Team von Menschen zusammen – den leiblichen Familien, Beratern, Betreuern und Mitarbeitern, so dass jeder eine Stimme hat. Das kann extrem schwierig sein, berichtete Tia. Aber beide lieben diese Herausforderung und jeder im Raum konnte spüren, dass genau diese Tätigkeit ihre Berufung ist.

Tia und David sind seit 6 Jahren Hauseltern im Giles-Wohnhaus

Aiden, 17 Jahre, stammt aus dem Lower Brule Reservat und startete als erster der Schüler mit seiner Präsentation. Aiden besucht derzeit die 11. Klasse der Chamberlain High School und ist seit der 4. Klasse an der St. Joseph’s Indian School. Aiden interessiert sich für Geschichte, liebt Basketball und berichtete begeistert von den unglaublichen Möglichkeiten, die ihm bei St. Joseph’s geboten werden. In seiner Präsentation erklärte Aiden unseren Gästen Events wie „Homecoming“ und „Prom“. An den meisten Schulen in den USA gibt es „Homecoming“ (Nachhausekommen) zu Beginn eines neuen Schuljahres und „Prom“ ist der Abschiedsball des Abschlussjahrganges (12. Klasse). Nach seinem Abschluss an der High School möchte er seine Ausbildung unbedingt auf dem College fortsetzen!

Aiden während seines Vortrags

Angelina, 17 Jahre, besucht die 12. Klasse der Chamberlain High School. Sie ist seit der ersten Klasse auf der St. Joseph’s Indian School. Angelina ist begeistert von der großartigen Atmosphäre an der Schule, den vielen Möglichkeiten und den großartigen Lehrern, die ihr immer zur Seite stehen. Ihr Lieblingsfach ist Psychologie, aber auch Kunst ist eine ihrer Leidenschaften. Angelinas Vortrag behandelte unter anderem auch das Leben der amerikanischen Ureinwohner in ihrer natürlichen Umgebung. Dabei erklärte sie eindrücklich, dass der Bison von ihren Vorfahren zu 100% verwertet wurde und nicht nur als Nahrungsquelle diente, sondern weitere Verwendung für Kleidung, Werkzeuge und Waffen fand.

 

Ihre Freizeit nutzt Angelina, um zu zeichnen, und ihre Werke sind wirklich beeindruckend. Nach der Schule möchte sie unbedingt am College studieren.

Angelina zeigt Bilder von Sioux Falls – die Stadt mit den meistern Einwohnern in Süddakota

 

 

 

 

 

 

 

 

Mersayis, 18 Jahre, gehört zum Stamm der Yankton Sioux (in Lakota bekannt als Ihanktonwan Nation) und ist seit 3. Klasse an der St. Joseph’s Schule. Im kommenden Schuljahr wird sie ein Senior in der High School sein – also in die 12. Klasse kommen. In ihrer Präsentation beschreibt sie sich selbst als mitfühlend, liebevoll, ehrgeizig, freundlich und vertrauensvoll. Diese Eigenschaften passen perfekt zu ihrem Berufswunsch Krankenschwester zu werden. Erste Erfahrungen konnte sie bereits bei ihrer Tätigkeit in einer Einrichtung für Langzeitpflege sammeln, wo sie älteren Menschen in ihrer Freizeit hilft. Im vergangenen Sommer durfte Mersayis als Stipendiat der UCLA (University of California) nach Los Angeles reisen. Dort lernte sie bereits verschiedene Tätigkeiten wie z. B. Wunden am menschlichen Körper vernäht werden oder wie eine Triage durchgeführt wird.

Interessante Informationen hielt Mersayis auch über die traditionelle Schwitzhüttenzeremonie (Inipi) bereit, die zur heiligen Reinigung von Körper und Geist eingesetzt wird. Inipis werden auch regelmäßig von amerikanischen Ureinwohner-Ältesten auf dem  Campus durchgeführt, denn nicht jeder darf und kann so eine Zeremonie durchführen.

Mersayis erklärt den Spendern den Ablauf der Schwitzhüttenzeremonie

Clarysia, 17 Jahre, ist seit der 6. Klasse an der St. Joseph’s Schule und hat in diesem Jahr erfolgreich ihren Abschluss auf der High School absolviert. Clarysias Präsentation zeigten Bilder von ihrer sehr großen Familie, die alle im Yankton Sioux Reservat leben. Yankton ist ca. 2,5 Autostunden von Chamberlain entfernt.

Clarysias Vortrag war wirklich beeindruckend. Sie gewährte uns interessante Einblicke in die traditionellen Tanzstile der amerikanischen Ureinwohner. Unter anderem erklärte sie den Schellentanz der Mädchen (Girls Jingle Dress Dance), der aus der Vision eines Medizinmannes stammt. Der bei Frauen und Mädchen beliebte Tanz wird in einem langen Kleid getanzt, das über und über mit trichterförmigen Metallglöckchen behängt ist. Das Schellen der Glöckchen soll böse Geister vertreiben.

Clarysia erklärt die verschiedenen traditionellen Tanzstile

Die Anstrengungen in der Schule und ihr ausgeprägtes Pflichtbewusstsein haben sich wirklich gelohnt, denn sie waren die besten Voraussetzungen, um die Reise nach Deutschland antreten zu können. Ihre Zukunft sieht Clarysia an der Stewart School, um dort eine Berufsausbildung zu beginnen.

Was für ein aufregender Nachmittag! Die Schüler und Hauseltern standen am Ende der Vortragsreihe geduldig für weitere Fragen der Spender sowie für Selfies zur Verfügung. Ein gelungener Nachmittag mit neuen Erkenntnissen und Erfahrungen! Herzlichen Dank an alle Spender*innen, die diese wichtigen Programme unterstützen und den Lakota-Schülern damit die Chance auf eine bessere Zukunft geben.

Nachfolgende Nachricht eines Teilnehmers erreichte uns nach der Veranstaltung:

„Liebe Frau Behne, lieber Herr Kovaltchuk, 

als Rückmeldung zum Treffen am 17.05.24 in der Evang. Akademie Frankfurt möchte ich mit diesen Zeilen nochmals betonen, dass mir Ihre Veranstaltung ausgesprochen gut gefallen hat. 

 Sie hatten dabei 2 sehr sympathische Hauseltern der St. Josefs Indian School Chamberlain / South Dakota und vier aufgeschlossene Schüler/innen über ihre Tätigkeiten, ihren Alltag, ihre Interessen und Zukunftspläne referieren lassen. Jeder der Beiträge war äußerst interessant, sehr informativ und aussagekräftig und hat auch mein Wissen über die Kultur der Lakota um einiges erweitert. Auch die damit einhergehenden, fundierten Erklärungen und Berichte von Ihnen, liebe Frau Behne haben dazu wesentlich beigetragen. Großes Kompliment an dieser Stelle an alle Beteiligten. 

 Zwischenzeitlich hat mich auch ihr Dank-Schreiben erreicht, mit der einen und anderen zusätzlichen Information, über das ich mich sehr gefreut habe – zusammen mit dem tollen, großen Gruppenfoto von allen Akteuren dieses Nachmittags. 

Mit den besten Grüßen verbleibe ich Ihr

Werner B.“

Wir freuen uns über diese sehr positive Rückmeldung und sagen Danke für das große Interesse an unserer Arbeit!