Sitting Bull

Sitting Bull (ca. 1831-1890) war ein Hunkpapa Lakota und ein heiliger Mann. Unter seiner Führung vereinigten sich die Lakota-Gruppen, um auf den nördlichen Ebenen überleben zu können. Sitting Bull leistete bis zu seinem Ende Widerstand gegen die US-Militärmacht und stand den amerikanischen Versprechungen verachtend gegenüber.

Von seinen Eltern als Slon-ha, Langsam, genannt, wurde er rund um 1831 geboren. Sein Geburtsort lag am Grand River in Süddakota, an einem von den Lakota benannten Ort namens “Mann Caches” für die Zahl der Nahrungsspeicher, die sie dort gegraben hatten.
Später wurde dem Jungen einen passenderen Namen gegeben. Tatanka-Iyotanka. Der Name des Anführers beschreibt einen Bison-Stier, der widerspenstig auf seinem Gesäß sitzt. Ein Name, der den heiligen Mann sein ganzes Leben lang begleitete.

Sitting Bull’s Jugend

Als junger Mann wurde Sitting Bull zum Führer der renommiertesten Kriegergesellschaft der Hunkpapa, der Strong Heart Society. Später wurde er zu einem angesehenen Mitglied der Silent Eaters, einer Gruppe, die sich um das Wohlergehen des Stammes kümmerte.
Mit 14 zeigte er sich zum ersten Mal, wo er als ein unerschrockener Krieger während eines Raubzuges gegen die Crows seinen ersten „Coup“ erzielen konnte. Dort kam er zum ersten Mal in Kontakt mit amerikanischen Soldaten. Die US-Armee hatte eine breite Kampagne als Vergeltung für den Santee Aufstand angelegt … einen Aufstand, bei dem Sitting Bull’s Krieger keine Rolle spielten.
Im nächsten Jahr kämpfte Sitting Bull wieder gegen die US-Truppen beim Gefecht von Killdeer Mountain. Und im Jahre 1865 führte er eine Belagerung gegen das neu gegründete Fort Rice in Noddakota.
Weithin geachtet für seine Tapferkeit und Einsicht, wurde er Häuptling der Lakota-Nation in 1868.

Unermesslichen Mut

Sitting Bull’s Mut war legendär. Im Jahr 1872, während einer Schlacht mit Soldaten die Eisenbahnarbeiter am Yellowstone River schützten, führte Sitting Bull vier andere Krieger aus den feindlichen Linien. Er saß mit ihnen in einer Runde und rauchte gelassen eine Pfeife, während die Kugeln um sie herumschwirrten. Als sie fertig waren, klopfte Sitting Bull sorgfältig seine Pfeife aus und ging lässig weg.

Die Weichen waren gestellt für den Krieg zwischen Sitting Bull und der US-Armee in 1874. Ein Streifzug geführt von General George Armstrong Custer bestätigte, dass Gold in den für viele Gruppen heiligen Black Hills des Dakota Territorium gefunden wurde. Dieses heilige Land war, nach den Bestimmungen des Fort Laramie Vertrages von 1868, für die Weißen ein absolutes Tabu.

Trotz des Verbots begann ein Ansturm der Goldsucher auf die Black Hills und provozierte die Lakota ihr Land zu verteidigen. Als die Bemühungen der Regierung die Black Hills zu kaufen scheiterte, wurde der Fort Laramie Vertrag aufgehoben. Der Beauftragte für indianische Angelegenheiten verfügte, dass alle Lakota, die nicht bis zum 31. Januar 1876 in die Reservate umgesiedelt seien, als feindselig zu betrachtet sind. Sitting Bull und sein Volk blieben auf ihrem Land. Im März, als drei Kolonnen von Bundestruppen unter den Generälen George Crook, Alfred Terry und Colonel John Gibbon in das Gebiet eindrangen, beorderte Sitting Bull die Lakota, Cheyenne und Arapaho in sein Lager am Rosebud Creek im Montana Territory. Dort führte er sie durch das Ritual des Sonnentanzes und sandte Gebete zu Wakan Tanka, dem Großen Geist. Sitting Bull ritzte 100 Mal in seine Arme, als ein Opferzeichen für sein Volk. Während dieser Zeremonie hatte Sitting Bull eine Vision. Er sah, Soldaten wie Heuschrecken vom Himmel in das Lakota Lager fallen.

Inspiriert von dieser Version, legte der Oglala Lakota Kriegshäuptling Crazy Horse den Kampf mit einer Gruppe von 500 Krieger fest. Am 17. Juni überraschte er Crook’s Truppen und zwang sie zum Rückzug vom Rosebud Gefecht. Um diesen Sieg zu feiern, verlegten die Lakota ihr Lager in das Tal am Little Bighorn River. Sie wurden von weiteren 3.000 Indianer begleitet, die ihre Reservate verlassen hatten, um Sitting Bull zu folgen. Sie wurden am 25. Juni von der siebten Kavallerie unter George Armstrong Custer angegriffen. Custer’s zahlenmäßig schwache Truppe überrannte schnell das Lager, genauso wie es Sitting Bull in seiner Vision voraussagte. Dann machte die Kavallerie auf einem nahegelegenen Bergrücken einen Halt, wo sie vernichtend geschlagen wurde.

Die öffentliche Empörung über diese militärische Katastrophe brachte tausende Kavalleristen mehr in die Region. Im nächsten Jahr verfolgten sie schonungslos die Lakota, die sich nach dem Sieg über Custer getrennt hatten. Ein Häuptling nach dem anderen wurde gezwungen, sich zu ergeben.
Sitting Bull aber blieb aufsässig. Im Mai 1877 führte er seine Gruppe nach Kanada außer Reichweite der US-Armee. Als General Terry in den Norden ging, um ihm eine Amnestie im Tausch für einen Umzug in ein Reservat anzubieten, schickte Sitting Bull ihn wütend weg.

Ein Anführer kapituliert

Vier Jahre später jedoch war es für Sitting Bull fast unmöglich sein Volk zu ernähren, da der Bison nahezu ausgestorben war. So zog er nach Süden, um zu kapitulieren.

Am 19. Juli 1881 übergab Sitting Bull’s jüngster Sohn das Gewehr seines Vaters an den Kommandeur von Fort Buford in Montana. Durch diese Aktion wollte Sitting Bull seinem Sohn beweisen, “das er zu einem Freund der Amerikaner wurde.”

Dennoch sagte Sitting Bull: “Ich wünsche, dass man sich daran erinnert, dass ich der letzte Mann meines Stammes war, der sein Gewehr übergeben hat.” Er bat, um das Recht hin und zurück nach Kanada gehen zu können, wann immer er wollte und um ein eigenes kleines Reservat am Little Missouri River nahe der Black Hills.
Doch stattdessen wurde er in das Standing Rock Reservat gebracht. Durch seinen herzlichen Empfang dort befürchtete die Armee einen neuen Aufstand. Also brachte man Sitting Bull und seine Leute weiter unten nach Fort Randall am Missouri River. Fast zwei Jahre lang wurden sie dort als Kriegsgefangene gehalten.
Schließlich kehrte Sitting Bull am 10. Mai 1883 zu seinem Stamm nach Standing Rock zurück. Der für das Reservat verantwortliche Indianer-Agent James McLaughlin war fest entschlossen, dem großen Häuptling alle Privilegien zu verweigern. McLaughlin zwang ihn sogar, mit der Hacke in der Hand auf den Feldern zu arbeiten.

Sitting Bull war sich immer noch seiner Autorität bewusst. Als eine Delegation von US-Senatoren kam, um über eine Teilöffnung der Reservate zu diskutieren, sprach er mit Nachdruck, wenn auch vergeblich, gegen ihren Plan.

Wild West Show

Im Jahr 1885 erlaubte man Sitting Bull das Reservat zu verlassen, um an Buffalo Bill’s Wild West Show teilzunehmen. Er verdiente 50 Dollar in der Woche für einen Rundritt in der Arena. Sitting Bull ließ sich jedes Autogramm oder Bild bezahlen. Unfähig, die weiße Gesellschaft länger zu tolerieren, blieb er vier Monate bei der Show.

Zurück in Standing Rock lebte Sitting Bull in einer Hütte nahe seiner Geburtsstadt am Grand River. Noch immer mit zwei Frauen zusammen und das Christentum ablehnend, weigerte sich Sitting Bull seine alten Gewohnheiten aufzugeben, so wie die Reservatregeln es forderten. Jedoch schickte er seine Kinder auf eine christliche Schule, weil er glaubte, dass die nächste Generation der Lakota Bildung braucht, um zu überleben.
Nach seiner Rückkehr ins Reservat hatte Sitting Bull Bull eine weitere Vision, wie die Voraussage von Custer’s Niederlage. Diesmal sah er eine Wiesenlerche auf einem Hügel neben ihm. Er hörte, wie sie sagte: “Dein eigenes Volk, Lakotas, wird Dich töten.”
Fast fünf Jahre später wurde diese Vision zur Wirklichkeit.

Der Fall eines großen Mannes

Im Herbst des Jahres 1890 kam ein Miniconjou Lakota, genannt Kicking Bear, zu Sitting Bull mit Neuigkeiten über den Geistertanz. Diese Zeremonie versprach das Land von den Weißen Menschen zu befreien und würde die indianische Lebensweise zurückbringen. Die Lakota hatten bereits die Zeremonie im Pine Ridge und Rosebud Reservat angenommen und Indianer-Agenten hatten Truppen angefordert, die diese wachsende Bewegung unter Kontrolle bringen sollten.

Im Standing Rock Reservat befürchteten die Behörden, dass Sitting Bull, noch immer als geistiger Führer verehrt, sich den Geistertänzern anschließen würde. Die Behörden beorderten 43 Lakota-Polizisten, um Sitting Bull festzunehmen.
Vor der Morgendämmerung am 15. Dezember 1890 brachen die Polizisten in Sitting Bull’s Hütte ein und zogen ihn nach draußen, wo seine Anhänger sich versammelt hatten, um ihn zu beschützen. Während der darauffolgenden Schießerei schoss einer der Lakota-Polizisten Sitting Bull in den Kopf.
Sitting Bull wurde in Fort Yates, Norddakota begraben. 1953 wurden seine sterblichen Überreste in die Nähe seiner Geburtsstadt Morbrigde, Süddakota überführt. Heute markiert ein Granitsockel sein Grab.

Er bleibt bei den Lakota nicht nur als inspirierender Führer und furchtloser Krieger in Erinnerung, sondern auch als liebevoller Vater und begabter Sänger. Sitting Bull war ein umgänglicher Mensch und freundlich gegenüber anderen. Sein tiefer Glaube gab ihm prophetische Einblicke und verlieh seinen Gebeten eine besondere Kraft.

Quellen: Dockstader, Frederick J. Great North American Indians: Profiles in Life and Leadership. New York, NY: Litton Educational Publishing, Inc., 1977. Photograph by Charles M. Bell, Washington, D.C courtesy of the South Dakota State Historical Society.