Spenderreisen: Spenderreise 2018
In der Zeit vom 9. September bis 17. September 2018 fand anlässlich des 42. Powwows der St. Josefs Indianerschule in Chamberlain die Spenderreise des St. Josefs Indianer Hilfswerks nach Süddakota statt. Drei Spender aus Deutschland traten diese aufregende Reise mit uns an und zwei Spender trafen wir direkt vor Ort auf dem Campus der St. Josefs Indianerschule.
Unsere Flugreise startete von Frankfurt am Main über Chicago und ging dann weiter nach Sioux Falls, Süddakota. Nach Ankunft in Sioux Falls verbrachten wir die erste Nacht direkt in einem Hotel in Sioux Falls. Alle Teilnehmer konnten sich von der langen Anreise erholen, so dass wir am nächsten Morgen in Richtung Black Hills aufbrachen.
Unser erster Stopp führte uns zum Rastplatz „Lewis und Clark“ an der Interstate 90 wo die Skulptur „Lady Dignity“ steht. Die Skulptur „Lady Dignity“ ist eine atemberaubende Kombination aus Kunst und Geschichte. Auf einem Felsen zwischen den Ausfahrten 263 und 265 auf der Interstate 90 bei Chamberlain gelegen, wurde die 15,24 m hohe und 9,75 m breite Statue aus Edelstahl speziell zu Ehren der Kulturen der Lakota und Dakota entworfen. Benutzt wurden drei indianische Modelle im Alter von 14, 29 und 55 Jahren, um das Gesicht von „Lady Dignity“ zu perfektionieren.
Sie repräsentiert die reiche Kultur der Ureinwohner von Süddakota und trägt ein Kleid, das nach einem Kleid aus zwei Häuten der Ureinwohner der 1850er Jahre gemustert ist. Sie streckt einen Quilt mit 128 blauen Diamantformen aus Edelstahl, die so konzipiert sind, dass sie im Wind flattern. Tagsüber glänzt ihre Sterndecke – eine Darstellung von Respekt, Ehre und Bewunderung in der indianischen Kultur – in der Sonne mit farbwechselnden Stücken, die sich mit dem Wind bewegen. In der Nacht lassen LED-Leuchten die Diamantformen am Nachthimmel leuchten.
Unsere Fahrt führte uns weiter zur Gedenkstätte „Wounded Knee“, welche im heutigen Gebiet des Pine Ridge Reservats liegt. Am 29. Dezember 1890 fand hier ein Massaker statt, bei dem ca. 150 (andere Schätzungen sprechen von 290) Ureinwohner brutal durch eine Abordnung der 7. US Kavallerie ermordet wurden.
Direkt bei dieser historischen Gedenkstätte trafen wir auf Lakota-Indianer, die hier im Pine Ridge Reservat leben und sprachen mit diesen. Sie boten uns handgefertigte Ketten zum Kauf an, um damit ihr geringes Einkommen etwas aufzubessern. Oberhalb der Gedenkstätte besuchten wir noch einen Friedhof, auf dem erschreckend viele Jugendliche begraben sind.
Gegen Abend trafen wir dann in den Black Hills am Mount Rushmore Park ein. Hier befindet sich das bekannte Mount Rushmore National Memorial, welches ein Denkmal an die vier bedeutendsten US-Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln zeigt. Jeder der vier Köpfe ist als Portrait in die Bergkette in Stein verewigt und ist jeweils 18 Meter hoch. Besonders bei Dunkelheit, sieht dieses Denkmal, imposant aus. Damit endete der erste Tag und die Spender landeten erschöpft und voller Impressionen im Bett.
Besuch des Crazy Horse Denkmals und Museums
Die Black Hills gelten als heiliges Land für die Lakota und wurden für Zeremonien, Visionssuche und Bestattungen genutzt. Aufgrund ihres kulturellen Wertes für die Indianer stimmte die US-Regierung im Fort Laramie-Vertrag von 1868 zu, das Eigentum der Lakota an den Black Hills zu garantieren und weiße Siedlungen zu verhindern. Als jedoch sechs Jahre später kleine Mengen Gold in der Gegend gefunden wurden, wurden die einheimischen Stämme in die Reservate gezwungen.
Der Bau des Crazy Horse Denkmals begann im Jahr 1948 und bis heute ist nur der Kopf fertiggestellt. Der Bau wird ausschließlich durch Spenden finanziert und es wird noch viele Jahre dauern bis es tatsächlich fertiggestellt sein wird. Im Crazy Horse Museum befindet sich eine Miniatur des Denkmals wie es später einmal aussehen soll. Es zeigt den Lakota-Häuptling Crazy Horse, der auf einem Pferd sitzend mit ausgestrecktem Arm nach vorne sitzt, um sein berühmtes Zitat zu verkörpern „Meine Länder sind, wo meine Toten begraben liegen“.
Jeep-Safari im Custer State Park
Der Custer State Park ist bekannt für seine Bisonherden, andere Wildtiere, historische Stätten und Angelseen. Als einer der größten Parks Süddakotas gehört er mit einer Fläche von 71.000 Hektar zu den Sehenswürdigkeiten, die man gesehen haben muss, wenn man dort ist. Mit unserer Reisegruppe haben wir eine Jeep-Safari durchgeführt. Die Park-Ranger fahren die Gäste mit einem offenen Jeep durch das Gelände und nutzen dazu speziell nur für Park-Ranger zugelassene Wege. Bei diesen Wegen handelt sich nicht um ausgebaute Straßen, sondern man fährt über Pisten, die ordentlich Staub aufwirbeln und die Gäste richtig durchschütteln. Wir hatten dieses Jahr ausgesprochenes Glück und wurden großartig belohnt. Wir konnten eine große Herde Bisons aus nächster Nähe bestaunen und hätten bei ausgestrecktem Arm die beeindruckenden Tiere sogar berühren können. Natürlich haben wir letzteres nicht getan, denn schließlich handelt es sich um freilebende Wildtiere, die unberechenbar sind. Die Tiere leben völlig frei im Park und ernähren sich von dem, was die Natur zu bieten hat. Unsere Spender waren von diesem Erlebnis sehr beeindruckt und haben jede Menge Fotos geschossen.
Sylvan Lake
Den zweiten Tag beendeten wir mit einem Ausflug an den Sylvan Lake und dieser ist wahrscheinlich der bekannteste der fünf Custer State Park Seen in den Black Hills. Dieser See gehört mit zu einem unserer beliebtesten Ausflugsziele in den Black Hills. Der See ist von atemberaubender Schönheit und umgeben von Felsen, eignet sich auch zum Baden, Fischen oder Kanufahren. Er diente auch schon als Kulisse für verschiedene Filme.
Unsere Spender konnten gar nicht genug von dieser Stille und wunderbaren Natur bekommen. Jeder von uns hat etliche Fotos gemacht und ein paar davon möchten wir hier zeigen ….
Am Abend des 2. Reisetages fuhren wir nach Keystone, eine kleine im Westernstil erbaute Stadt, inmitten der Black Hills. Dort übernachteten wir in einem wunderschönen Hotel, das durch seine Lage inmitten der Natur auch Rehe direkt vor unsere Balkone zog. Von den Balkonen konnten wir bei Sonnenaufgang noch einmal das durch die Sonne angestrahlte Profil von dem US-Präsidenten George Washington bewundern.
Willkommen in den Badlands
Am dritten Tag fuhren wir in den Badlands-Nationalpark. Der Park liegt im Südwesten Süddakotas und ist fast 1.000 Quadratkilometer groß. Den Namen Badlands (schlechtes Land) bekam der Park, weil er für landwirtschaftliche Zwecke denkbar ungeeignet ist. Den Besuchern bietet sich hier eine raue Schönheit, die aus eigenartig geformten Felsformationen besteht und schon fast mystisch erscheint. Früher lebten hier Nashörner, Pferde und Säbelzahnkatzen. Heute sind es Bisons, Dickhornschafe, Präriehunde und Frettchen, die hier leben. Dank des Mitarbeiters, Kory Willard, der für die St. Josefs Indianerschule tätig ist und eines unserer Autos fuhr, kamen wir in den Genuss fernab der üblichen Straßen in die Badlands zu gelangen. Wir hinterließen dicke Staubwolken auf dieser Piste und wurden mit atemberaubenden Plätzen in den Badlands belohnt.
Ankunft bei der St. Josefs Indianerschule Chamberlain, Süddakota
Am vierten Reisetag begann das Programm der St. Josefs Indianerschule. Jährlich bevor das traditionelle Powwow beginnt, lädt die Schule Besucher und Spender ein, an verschiedenen Aktivitäten teilzunehmen. Unter anderem wird auch eine Bustour in das Lower Brule Reservat angeboten. Unsere Reisegruppe bekam einen eigenen kleinen Bus zur Verfügung gestellt. So konnten unsere Spender Hintergrundinformationen auf Deutsch erhalten. Auf dem Campus trafen wir zuvor noch zwei weitere deutsche Besucher, Hella H. und Irmela P., die sich unserer Reisegruppe anschlossen. Beide Damen sind selbst nach Chamberlain angereist und haben ihre USA-Rundreise mit einem Besuch der St. Josefs Indianerschule verknüpft. Gemeinsam fuhren wir mit unserem Bus durch das Lower Brule Reservat und sahen, in welcher Abgeschiedenheit und Trostlosigkeit sich die Bewohner des Reservats befinden. Die Häuser und Straßen sind bei weitem nicht von derselben Qualität wie die außerhalb des Reservats. Die Arbeitslosigkeit im Reservat liegt bei ca. 80%, viele der hier lebenden Ureinwohner Amerikas sind Alkohol- oder Drogenabhängig. Viele Lakota-Kinder, die aus dem Lower Brule Reservat stammen, gehen zur St. Josefs Indianerschule und haben nun die Chance auf eine bessere Zukunft, dank der hervorragenden Schulausbildung, die die Schule bietet.
Zu besichtigen gab es auf der Fahrt außerdem eine sogenannte „Earth Lodge“, Erdhütte, die die Indianer oft neben Stammesfarmen gebaut und abwechselnd mit Tipis (während der nomadischen Jagdsaison) genutzt haben. Unser Spender, Andy U., der als Erster in die „Earth Lodge“ ging, fand hier eine zusammengerollte Klapperschlange. Er informierte die Mitarbeiter, so dass die Klapperschlange entfernt und an einen sicheren Ort gebracht werden konnte.
Besichtigung des Akta Lakota Museums und Gesundheits- und Familien Service Zentrum
Am Freitag, unserem fünften Tag, nutzten wir die Gelegenheit, uns den Campus anzuschauen. Unter anderem zog es uns in das neue Gesundheits- und Familien Service Zentrum, welches von 2016 bis 2017 neu erbaut wurde und seit Dezember 2017 in Betrieb ist. Wir erhielten eine exklusive Führung durch sämtliche Räumlichkeiten und alle Mitarbeiter empfingen uns mit einer ausgesprochenen Herzlichkeit und beantworteten sämtlich Fragen mit sehr viel Geduld. Immerhin sind wir unangemeldet aufgetaucht, aber daran störte sich niemand. Im Gegenteil; das Interesse der deutschen Spender, wurde mit sehr viel Dank und großer Gastfreundschaft belohnt. Wir sprachen mit Scott Woster, der als Therapeut im Gesundheits- und Familienservice Zentrum tätig ist. Er berichtete von verschiedenen Therapiemaßnahmen, die besonders gute Erfolge bei der Behandlung mit den zum Teil stark traumatisierten Lakota-Kindern erzielen.
Das Akta Lakota Museum war ein weiterer Höhepunkt des Tages. Das Museum, das sich auf dem Campus der St. Josefs Indianerschule befindet, bot unseren Spendern einen besonders guten Einblick in die Geschichte und Gegenwart der Lakota-Kultur. Aber es zeigt auch in sehr eindrucksvoller Weise die Entwicklung der Schule seit der Gründung im Jahr 1927. Die Spender waren sich einig, dass hier Großartiges für die Lakota-Indianerkinder geschaffen wurde.
Insgesamt waren unsere Spender begeistert von dem modernen Gebäude und der Ausstattung. Besonders aufmerksam nahmen die Spender auch die Gedenktafel im Eingangsbereich in Augenschein, denn hier stehen ganz viele Namen der Spender aus Deutschland, die dieses wunderbare Projekt mitfinanziert haben.
Tag der offenen Tür auf dem Campus
Bevor das große Powwow-Fest auf dem Campus der St. Josefs Indianerschule beginnt, öffnen vier Wohnhäuser die Türen zur Besichtigung für Spender und Besucher. Bestens organisiert können sich die Besucher in kleine Busse setzen, um die verschiedenen Wohnhäuser zu besichtigen. Natürlich ließ sich auch unsere Reisegruppe diese Möglichkeit nicht entgehen, denn schließlich wollen die Spender aus Deutschland wissen, wie so eine „Tiyospaye“ – erweiterte Familie unter einem Dach lebt.
Wir besichtigten zwei Junior-Wohnhäuser (Rooney und Benediktiner Wohnhaus), in welchem 10-12 Lakota-Grundschulkinder mit ihren Hauseltern wohnen sowie das Sheehy Wohnhaus, das ausschließlich von High School-Schülern und Hauseltern bewohnt wird. Die Spender waren von der großzügigen Bauweise der Häuser begeistert. Hauseltern und Kinder begrüßten uns überall auf das Herzlichste. Die Kinder führten uns voller Stolz durch das ganze Haus und zeigten uns jeden Winkel.
Das Powwow-Fest beginnt am Nachmittag
Am selben Tag führt Pater Kluckman um 12:00 Uhr die Segnung des Powwow-Platzes durch. Dann beginnt das große Spektakel und zum ersten Mal seit 42 Jahren seit Einführung des St. Josefs-Powwows reiten vier Reiter mit in Regalia gehüllten Pferden auf den Powwow-Platz ein. Ein wundervoller Anblick und der dazu begleitende indianische Gesang und Trommelklang verzaubert das Publikum. Danach beginnt der große Trommel- und Tanzwettbewerb. Lakota-Indianerkinder jeden Alters präsentieren sich in ihrer festlichen Regalia und tanzen verschiedene traditionelle Tänze zu den Klängen der Trommeln. Sämtliche Regalia sind selbst genäht und die Schüler sowie deren Familienangehörige arbeiten jedes Jahr daran, dass diese besonders schön und bunt sind.
Das Wetter war ausgezeichnet und so konnten alle Tänzer und Trommler bei schönstem Sonnenschein ihre Tänze präsentieren und die Trommeln erklingen lassen. Am Ende wurde die besten Tanzdarbietungen und Trommelgruppen auserwählt und offiziell verkündet.
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Abschied nehmen
Für unsere Reisegruppe bedeutete das Ende des Powwows leider auch Abschied von der St. Josefs Indianerschule zu nehmen. Schon am nächsten Tag mussten wir unsere Rückreise nach Deutschland antreten. Allerdings unternahmen wir noch kurz vor unserem Abflug einen kleinen Ausflug zu den Wasserfällen in Sioux Falls.
Am Ende sagten alle Spender, dass diese Reise ganz wundervoll gewesen ist und dass sie sehr froh darüber sind, dass es die St. Josefs Indianerschule gibt.
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